Uwe Esser

Als die Redaktion der Westdeutsche Zeitung den 1960 geborenen Krefelder Künstler Uwe Esser angefragt hatte, ein Kunstwerk für die WZ-Kunstauktion auszusuchen, hat jener, so berichtet er im Gespräch, zunächst lange überlegt, welche seiner Arbeiten sich eignen könnte. Von der Idee ein Kunstwerk für den guten Zweck zu versteigern war er sogleich begeistert. Doch welches sollte es werden? Kurzerhand entschloss sich der Krefelder City-Artist 2021, für die Auktion eigens ein neues Werk zu schaffen – und dies, wie er betont, mit einem intrinsischen Bezug zu dem Thema, nämlich dem Faktum, dass der Erlös der Versteigerung den Tafeln der beiden Städte Krefeld und Wuppertal zugutekommen werde. Mit dem Titel „Teilen, Teilen“ ist es eine Arbeit geworden, die inspiriert ist von der Legende um Martin von Tours, der als Sankt Martin ein wichtiger Teil des hiesigen Brauchtums ist. Esser hat sich für seine 68 mal 48 Zentimeter große Arbeit in Mixed Media auf Karton (Startgebot sind 900 Euro) intensiv mit der Ikonografie jenes Heiligen auseinandergesetzt, nach Motiven Ausschau gehalten, die er in seiner spezifischen Art der Bearbeitung, Verfremdung und Schichtung in das Werk einarbeiten konnte.

Entstanden ist ein von klarem Blau und Rot dominiertes Werk, das bei genauer Betrachtung in bräunlich melierter Farbigkeit die Worte „Teilen“ zweimal in sich birgt. Mit einer für Esser typischen Plastizität. Gerade so sehr verfremdet, dass man die Bedeutung des Wortes erahnen kann, aber mit einer Ambiguität spielend, die ohnehin die Formen in Essers Arbeiten auszeichnet. Das Werk auf grauem Grund zeigt mehrere Schichten. Eine weiße „Geste“, die in schnellem Zuge über die Grundierung gemalt wurde, bildet eine helle, bewegliche, fast luftige Grundlage für längliche-blaue und länglich-rote Formen, die transluzent sind. Sind es Teile eines Mantels, sind es Arme, sind es Spuren? Darauf in Schwarz erahnbar Hände, Arme, vielleicht ein Mantel, das von einem Schwert zerteilt wird. Alles anamorph, also verzerrt. Esser spielt mit Andeutungen, lässt immer den gerade nötigen Hauch von Unklarheit übrig. Ein Tanz? Ein Ineinandergreifen? Vielleicht sogar eine Umarmung? Es darf viel gesehen werden in Essers Arbeit, die aber in seiner Gesamtheit eine spürbare Frische aufweist.

Wie Esser im Gespräch in seinem Atelier geduldig erklärt, ist es gar nicht so trivial, dessen, wie er arbeitet, auf den Grund zu gehen. Vor zu einengenden Schubladen scheut er sich – wie viele seiner Künstlerkollegen. Klar ist ein „Suchen“, ein „Finden“ von Sujets, die nicht selten als Grundlage für oft übermalte, großformatig aufgezogene Fotografien oder Installationen ihren Weg in seine im Grunde aber abstrahierten Schichtungen finden. Aber am Ende der Arbeitskette, im Herzen seiner Kunst stehen stets Motive, reale Figuren, die nicht selten wie „Urformen“ von Erinnerungsbruchstücken wirken können. Verbunden sind seine Projekte mit Recherchen, Reisen. Beispielsweise war er 2016 und 2018 mit einem Stipendium der Kunststiftung NRW in Istanbul.

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