Will Cassel

Ist diese Erde im Netz gefangen, wie ein wertvoller, seltener Fisch, den raubende Wilderer mit ihrem Fang aus den Tiefen des Meeres geholt haben? Verheddert? Ist das Netz ganz wörtlich, ganz fasslich zu verstehen oder handelt es sich um eine Vernetzung im übertragenen Sinne? Eine digitale Welt der vernetzten Kommunikation, etwa? Es helfen Worte, zu verstehen, was hier gemeint sein könnte: „Meine Welten… sind immer kleiner geworden“, heißt es da an einer Stelle und weiter: „Ach für den Alten sind wir ganz kleine Fische“. „Naja… Welt-weit im Netz“ steht darunter. Die Fische übrigens kann man auch finden auf diesem Bild in einem Goldfischglas, das wie eine Spiegelung, eine Wiederholung der Weltkugel anmuten könnte, die sich im Netz verfangen hat.

Umgeben von bunten Streifen, die expressiv sich um diesen Mittelpunkt ranken, präsentiert der Krefelder Künstler Will Cassel seine Enkaustik auf Stoff „Welt-Weit-Vernetzt“ aus dem Jahr 2011, die er für die WZ-Kunstauktion ausgewählt hat. Es sei eines seiner liebsten Werke, erklärt der 1927 geborene Künstler bei dem Besuch der WZ im verwunschen vom Architekten Buschhüter erbauten Haus, wo sich sowohl Cassels Atelier als auch ein kleines Museum mit seiner Kunst befindet. Er lebt seit 1934 in Krefeld; ist auch als Persönlichkeit eine bis heute eindrucksvolle Erscheinung.

Er wünsche sich, dass die von ihm bereitgestellte Arbeit viel Gutes bewirken möge, betont Cassel und lächelt milde. Das Mindestgebot für das 88 mal 74 Zentimeter große Werk wurde auf 2500 Euro festgesetzt. Enkaustik ist übrigens ein uraltes Verfahren. Die Enkaustik-Technik ist ein antikes Malverfahren, bei dem die Farbpigmente durch Wachs gebunden sind und zum Abschluss mit Wärme eingearbeitet werden. „Es ist ein schwieriges und anstrengendes Verfahren“, erklärt Cassel, und beschreibt: „die Farben werden mit Druck aufgetragen und ,weiß‘ muss ausgespart werden. Es kann nicht mehr nachträglich aufgesetzt werden“. Ab 1974 arbeitet Will Cassel mit Enkaustik Malerei.

Seine Arbeit spielt Bedeutungsebenen, mit Assoziationen – wie er es immer wieder in seinem Œuvre getan hat. Als eine Art Leitmotiv – das sich bei genauer Betrachtung auch in dieser Arbeit findet – zieht sich der „Zwerg“ durch das Schaffen Cassels. Der Zwerg ist für ihn „ein Abstraktionsbild für alles Sein…. ist die Abstraktion der Welt.“ Sei Chiffre, mache „alles gleichwertig, gut und böse, groß und klein, weiblich und männlich – und darüber hinaus Mensch, Tier, Stein, Sonne“, wie Cassel es formuliert. „Wir sehen die Sonnen und Welten nur als kleine Lichtpunkte am Himmel, als Zwerg-Sonnen. An sie denke ich, wenn ich mein Welt-Theater ,garten-zwerg-sonnen-mediationen‘ nenne. Der Makro- und Mikrokosmos verschmelzen ineinander“ – diese Äußerung passt auch zu diesem speziellen Werk, das auf eine besondere Weise in die heutige Zeit zu passen scheint.

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